Wir trauern um Lilo Pfeifer
1938 – 2025
Perkeo-Ehrenmitglied, Volksschauspielerin und Ikone der Heidelberger Fastnacht
Die Trauerfeier mit anschließender Urnenbeisetzung findet am
Freitag. 19. Dezember 2025, 12:00 Uhr
auf dem Friedhof in Dossenheim statt.
Nachruf auf Lilo Pfeifer (1938–2025)
Ehrenmitglied, Volksschauspielerin und Stimme des Heidelberger Sume-Lieds
Wenn man über die großen Persönlichkeiten der Heidelberger Fastnacht spricht, führt kein Weg an ihr vorbei: Lilo Pfeifer. Geboren als Liselotte Fehmann am 16. Februar 1938 in Pforzheim, wuchs sie in Heidelberg auf – jener Stadt, die später ihre große Bühne werden sollte. Nun ist sie im Alter von 87 Jahren von uns gegangen – und mit ihr ein lebendiges Kapitel Heidelberger Fastnachtsgeschichte.
Ihre Eltern betrieben die Wirtschaft „Inselbrauerei“ in der Plöck, und schon von Kindesbeinen an half Lilo dort mit. Der offene Umgang mit Menschen, das herzliche Wesen und der schnelle Witz – all das lernte sie dort früh und ganz selbstverständlich. Und auch als Bedienung war sie ganz sie selbst: herzlich, schlagfertig und nie auf den Mund gefallen. Unvergessen bleibt ihre Antwort auf die Bestellung eines Gastes nach einem Achtel Wein: „Wardsch, bisch dorscht hosch, für äh Viertel!“ So war Lilo – direkt, warmherzig, voller Humor und Lebensfreude.
Ihr Eintritt in die Perkeo-Gesellschaft im Jahr 1959 war ein Glücksfall – nicht nur für die Fastnacht, sondern auch für ihr eigenes Leben. Kennengelernt hatten sich Lilo und ihr späterer Ehemann Heiner bei einem Maskenball im Liederkranz. Heiner spielte im Perkeo-Fanfarenzug, trat dort als Trommler auf und wurde später langjähriger Adjutant des Perkeo. Gemeinsam erlebten sie unvergessliche Fastnachtsjahre, die sie beide prägten und die bis heute nachklingen.
Legendär waren auch die gemeinsamen Auftritte der beiden bei den Perkeo-Prunksitzungen in der Stadthalle – ob als Adam und Eva, als kurpfälzisches Prinzenpaar oder als Sissi und Kaiser Franz Joseph. Mit Charme, Witz und ganz viel Herz standen sie gemeinsam auf der Bühne und machten jede Szene zu etwas Besonderem. Man spürte in jedem Augenblick: Hier spielten zwei Menschen, die sich nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Leben gefunden hatten.
Lilo und Heiner bekamen eine Tochter, Melanie, die 1973 geboren wurde – und wie ihre Eltern früh vom Fastnachtsvirus gepackt und mitten in den närrischen Sog hineingezogen wurde. Die Fastnacht wurde so auch zur Herzensangelegenheit der nächsten Generation.
Von 1963 bis 1983 stand Lilo als Pagin an der Seite von gleich drei Perkeo-Darstellern – Karl Klebes, Fritz Jauché und Richard Klebes. Zwei Jahrzehnte lang prägte sie dieses Amt mit Anmut, Herzlichkeit und Verlässlichkeit. Mit einem Augenzwinkern erzählte sie später einmal: „Ich musste den drei Perkeo-Darstellern als Pagin immer beim Anziehen des Kostüms helfen. Alle drei habe ich in Unterhosen gesehen. Beim aktuellen Darsteller ist mir dieser Anblick zum Glück erspart geblieben!“ds
Doch Lilo Pfeifer war weit mehr als Pagin. Sie war Büttenrednerin, Schauspielerin, Sängerin, Organisationstalent und Seele der Fastnacht. Unvergessen bleiben ihre legendären Büttenreden, vor allem im Duo mit Anneliese Bitsch als „Schulkinder“ oder „Gschniggel un’ Geschnaggel“. Mit messerscharfem Wortwitz, perfektem Timing und echtem Heidelberger Dialekt eroberten sie die Herzen des Publikums im Sturm. 1981 sprang sogar der spätere Perkeo als Ersatz für ihre Partnerin ein – einen Auftritt den Thomas Barth bis heute zu seinen besonderen Erinnerungen zählt.
Großartig waren auch ihre Auftritte im Perkeo-Volkstheater mit den Vorstellungen im Heidelberger Theater, wo sie schnell zum absoluten Publikumsliebling wurde. Mit ihrem unverwechselbaren Kurpfälzer Dialekt traf sie die Herzen der Zuschauer mitten ins Gefühl. Sie spielte nicht – sie lebte jede Rolle. Mit großer Bühnenpräsenz, feinem Humor und ihrer Liebe zum Detail prägte sie das Ensemble bis ins Jahr 2000 entscheidend mit.
Ein ganz besonderer Moment aber war immer ihre Interpretation des „Heidelberger Sume-Lieds“, das der unvergessene Oskar Rauscher 1950 schrieb. Mit Datschkapp’, Weck und einem Viertel Wein sang sie dieses Lied mit einer Leidenschaft, die Generationen berührte – und selbst den Autor einst zu Tränen rührte. Lilo kannte Oskar Rauscher noch persönlich – und sie wusste genau, was die Heidelberger Herzen hören wollten.
Auch im organisatorischen Bereich übernahm sie Verantwortung: Von 1990 bis 2000 war sie Beisitzerin im Präsidium der Perkeo-Gesellschaft. Bereits 1998 wurde sie zum Perkeo-Ehrenmitglied ernannt – eine Würdigung ihres außergewöhnlichen Wirkens.
Für ihr jahrzehntelanges Engagement erhielt Lilo Pfeifer zahlreiche hohe Auszeichnungen, darunter:
1972 – Perkeo-Silberschild (damals höchste Auszeichnung der Gesellschaft)
1982 – Goldener Löwe der Vereinigung Badisch-Pfälzischer Karnevalsvereine
1999 – Perkeo-Ehrennadel mit Brillant
2000 – BDK-Orden in Gold des Bundes Deutscher Karneval
2019 – Goldener Löwe mit Brillant und der erste Goldene Perkeo
Eine ganz besondere Ehrung erfuhr sie schließlich im November 2024 zum Fastnachtsauftakt: Perkeo persönlich ernannte sie zur „Lustigen Ehrenrätin“ – eine Auszeichnung, die nur ganz wenigen Persönlichkeiten zuteilwird. Als sichtbares Zeichen dieser Würdigung erhielt sie das Goldene Perkeo-Medallion – Symbol eines Lebens im Dienste der Fastnacht, für Humor, Heimatverbundenheit und echte Leidenschaft für das Brauchtum der Kurpfalz. Es war zugleich ihr letzter offizieller Auftritt.
Lilo Pfeifer war mehr als ein Name – sie war Gefühl, Stimme und Gesicht der Heidelberger Fastnacht. Sie schenkte Generationen von Menschen Freude, Lachen, Gänsehaut und unvergessliche Momente. Mit ihrer Herzlichkeit, ihrer Verlässlichkeit und ihrer unverwechselbaren Ausstrahlung wird sie für immer Teil unserer Gemeinschaft bleiben.
Perkeo verneigt sich.
Und Heidelberg sagt: Danke, liebe Lilo.
Du wirst uns fehlen – aber in unseren Herzen, Liedern und Erinnerungen lebst du weiter.
